Der Frühling hätte für unsere ersten 2 Projekt-Exkursionen kaum unterschiedlichere Wetterbedingungen bereithalten können.
Wetterfest im nordöstlichen Tullnerfeld – so hätte das Motto unserer ersten Tullnerfelder Exkursion am Pfingstsonntag, den 23.5.2021 lauten können. Doch dem Regen zum Trotz leitet Naturvermittler und Hausleitner Carl Auer eine spannende und ereignisreiche Fahrradexkursion für wetterfeste und sehr interessierte Teilnehmer*innen.
Gleich unser Treffpunkt am Bahnhof Absdorf barg einen zoologischen Schatz – eine Wechselkröte hatte sich auf das Gelände verirrt und wurde von uns sicher zu einer nahegelegenen Schottergrube geführt. So wurde eines der Themen dieser Exkursion – nämlich die wertvollen, übrig gebliebenen Naturstrukturen oder solche, die es werden können, in einer zumeist ausgeräumten Agrarlandschaft zu entdecken und ihren Wert zu erkennen – mit den Teilnehmer*innen auf eindrucksvolle Weise behandelt.
Auf unserem weiteren Weg entlang von so wichtigen Strukturen, wie Feldrainen, Wegböschungen, Hecken- und Baumreihen, Windschutzstreifen und Brachen begegneten wir Rehen, Feldhasen, Fasanen Rebhühnern, Kiebitzen, Turteltauben, Nachtigallen, Pirolen, Grasmücken und anderen Singvögeln – ein Artenreichtum, der in unseren heutigen, intensiv geführten Landwirtschaften nur mehr selten zu erleben ist und der uns gezeigt hat, wie wichtig die übrig gebliebenen, natürlichen Strukturen für Tiere und Pflanzen im landwirtschaftlich geprägten Tullnerfeld sind.
Sonnenschein im südöstlichen Tullnerfeld – hatte unsere zweite Tullnerfelder Exkursion reichlich zu bieten, denn am 12.6.2021 herrschten bereits sehr sommerliche Verhältnisse als wir uns auf Erkundungstour rund um den Bahnhof Tullnerfeld machten. Unsere beiden Biolog*innen und Naturpädagog*innen Chrissi Nagl aus Katzelsdorf und Helmut Grabherr aus Königstetten zeigten uns ihre „Natur vor der Haustür“ und begeisterten die Teilnehmer*innen mit einer Vielzahl an spannenden Entdeckungen.
Gleich zu Beginn ließen wir unsere Blicke vom obersten Stockwerk des Bahnhof-Parkhauses über die Weiten des Tullnerfeldes schweifen, während uns die geschichtlichen und rezenten Aspekte dieser Landschaft näher gebracht wurden. Der so treffliche Titel der Exkursion „Landschaft im Wandel“ wurde uns auf Anhieb bewusst, als wir letzte Relikte einer einst von Feuchtlebensräumen geprägten Landschaft sahen und auch auf die rezenten Bauprojekte aufmerksam gemacht wurden.
Entlang der 2012 errichteten, naturschutzfachlich relevanten Flächen rund um die damals neue Bahnstecke der ÖBB führte uns unser Weg gen Westen und wurde begleitet von außergewöhnlichen botanischen und zoologischen Funden. So konnten wir Tiere und Pflanzen der ehemaligen Feuchtlebensräume, wie den Kiebitz, die Rohrammer, den Drosselrohrsänger, die Rohrweihe, das Teich- und Blässhuhn, die Wasserralle, verschiedene Libellen- und Heuschreckenarten, sogar eine Maulwurfsgrille, Schilf, Rohrkolben und andere Wasserpflanzen ausgiebig beobachten. Aber auch typische Tiere und Pflanzen unserer heutigen Kulturlandschaft wie der Feldhamster, der Feldhase, die Feldlerche, der Turmfalke und typische Ackerbegleitflora säumten unseren Weg.
All diese Entdeckungen zeigten uns eindrucksvoll, welch ökologisches Potential in der vielfältigen Landschaft des Tullnerfeldes steckt und dass die Natur, um dieses Potential wiederzubeleben, Raum braucht – den wir ihr Schritt für Schritt zurückgeben sollten, anstatt ihn zu versiegeln.