Ehemals war das Tullnerfeld ein Lebensraum verschiedener Wiesen und Weiden, die hier noch vor 250 Jahren das Landschaftsbild prägten. Doch diese einzigartigen Lebensräume wurden durch groß angelegte Umstrukturierungen in der Region nach und nach in urbares Kulturland verwandelt.
Sogenannte Anmoore, Feuchtwiesen und teils großflächig und regelmäßig überschwemmte Flächen, die sogar kleine Seen bildeten (u. a. deuten die Namen Egelsee und Pixensee darauf hin) und die auch als Hutweiden genutzt wurden, mussten gewinnbringenden und ertragreichen Landwirtschaftsformen weichen.
Auch wechselfeuchte bis magere Wiesen und steppenähnliche Hutweiden prägten das Landschaftsbild des Tullnerfeldes. Diese sind Großteils durch die Landschaftsveränderung verloren gegangen.
Verlust an Arten und Biodiversität aufgrund von Entwässerung und Trockenlegung
So sind in den letzten 100 Jahren Feuchtlebensräume, Wiesen und Weiden aus dem Tullnerfeld großflächig verschwunden. Heute findet man noch Reste von früher weit verbreiteten anmooren Böden im südlichen Tullnerfeld, oder ehemaligen Viehweiden im nördlichen Tullnerfeld. Diese sind jedoch nur Relikte des damaligen weit verbreiteten Landschaftsbildes. Leider zeigen rezente, botanische Vergleiche zu früheren Erhebungen auf Feuchtwiesen des Tullnerfeldes, einen dramatischen Verlust an Arten und Biodiversität aufgrund der jahrhundertelangen Entwässerung und Trockenlegung. Natürlich ging dies auch mit einem Verlust der zoologischen Vielfalt einher.
Wie für die Feuchtlebensräume gilt dies auch für die mageren Wiesen und Hutweiden – Biotope, die ganz spezifische Arten aufweisen, die teilweise streng geschützt sind und deren Vorkommen höchst gefährdet ist. So finden sich auf den steppenähnlichen Restflächen im Tullnerfeld unter anderem das Europäische Ziesel, der Feldhamster, wärmeliebende Insektenarten und besonders an Trockenstandorte angepasste Pflanzen.
Die Hoffnung auf Sicherung von Beständen lebt
Doch es gibt noch Hoffnung. Denn ehemals vorkommende und österreichweit stark gefährdete Pflanzenarten haben sich kleinräumig auf unterschiedlichen Wiesenresten erhalten und können somit Samenmaterial für etwaige Wiederbepflanzungen zur Verfügung stellen. Viele charakteristische und visuell ansprechende Arten, wie u. a. Orchideen, Lungen-Enzian, Sumpf-Gladiole, Österreich Lein und Federgras, die einst auf den Wiesen und Weiden des Tullnerfelds zu finden waren, könnten somit in ihrem Bestand gesichert werden. Und ist der Lebensraum einmal gesichert, so haben auch die Tiere und Pflanzen, die einst auf den Wiesen und Weiden zu finden waren, wieder die Möglichkeit, in ihr altes, neues Zuhause einzuwandern.