In der Agrarlandschaft des Tullnerfeldes bieten lineare (Rand)strukturen, wie Raine, Böschungen und Säume an Bahn- und Straßenrändern, Schutz, Korridore und Wandermöglichkeiten für Pflanzen und Tiere. Die dadurch entstehende Vernetzung unterschiedlicher Gebiete ist essentiell für einen genetischen Austausch jeweiliger Arten. Auch wenn diese Lebensräume auf den ersten Blick unscheinbar und unbedeutend erscheinen, sind sie in einer ausgeräumten Landschaft ungemein wichtige Trittsteine und können sehr artenreich sein. Mit den richtigen und zeitlich abgestimmten Pflegemaßnahmen lässt sich deren Artenvielfalt sogar effektiv erhöhen.
Kommassierung als Anfang vom Ende?
Leider wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele dieser Strukturen im Tullnerfeld im Zuge der Kommassierungen zerstört. Die ehemals kleinstrukturierte Agrarlandschaft wurde zu dabei zu großen zusammenhängenden Bewirtschaftungsflächen umgestaltet. Um eine effektive und bestmögliche Bearbeitung der Felder zu gewährleisten, kam es zu einer Flurbereinigung in Folge derer Böschungen, Raine und Wegsäume flächendeckend entfernt wurden. Rein ökonomische Argumente hierfür waren die Maximierung der Flächen, ein barrierefreier Zugang für moderne landwirtschaftliche Maschinen und die dadurch entstehende Arbeitsminimierung und Kostenersparnis.
Mahd zum richtigen Zeitpunkt!
Heute wissen wir, dass selbst die kleinsten Naturstrukturen für Pflanzen und Tiere überlebenswichtig sind und unser Wohlbefinden steigern können. Denn selbst bei einem Spaziergang in der Ackerlandschaft kann so manch verborgener Schatz zutage kommen und an Wegrändern eine bunte Blütenvielfalt mitsamt dem emsigen Summen einer Vielzahl von Insekten, allen voran unzähliger Wildbienenarten, bestaunt werden. Daher sollte von einer regelmäßigen und mehrmals im Jahr durchgeführten Mahd der Randstrukturen abgesehen werden. Stattdessen sollte die Mahd auf die Anwesenheit, das zeitliche Aufkommen und die Fortpflanzung von Flora und Fauna abgestimmt werden.