Sutten & Brachen

Das landschaftliche Hauptelement des Tullnerfelds ist eine, aus zumeist einjährig bewirtschafteten Feldkulturen bestehende, Ackermatrix. Trotz des Gesamteindrucks einer intensiven und ausgeräumten Agrarlandschaft gibt es hier jedoch ganz besondere und stark gefährdete Lebensräume – die Ackersutten.

Ackersutten sind periodisch vernässte und trockenfallende Feuchtlebensräume, die sich in Senken und Mulden bilden und die als „Hotspot“ der Biodiversität gelten.

Hier tummeln sich auf kleinstem Raum eine große Bandbreite an Organismen, mitunter Insekten, Amphibien und Vögel. Eine weitere Besonderheit sind die hier vorkommenden Kiemenfußkrebse, auch „Urzeitkrebse“ genannt.

Aufgrund langjähriger Gewässerregulierungen, Drainagierungs- und Trockenlegungsprozesse sind Ackersutten im Tullnerfeld weitgehend verschwunden. Jedoch besteht die Möglichkeit das ökologische Potential dieser Lebensräume wiederzubeleben, zum Beispiel durch Wiedervernässungen und eine extensive Bewirtschaftung. Denn in Zeiten immer rascher wiederkehrender Trockenheitsperioden hat eine „nasse Sutte“ vielfache Nutzen für Tier und Mensch.

Eine weitere Besonderheit in der Ackerlandschaft sind die Brachen. Egal ob flächig, linear oder mosaikartig angelegt sind sie Lebensraum, Rückzugsort, Fortpflanzungsgebiet und Wanderkorridor für eine Vielzahl an Arten und von enormer Bedeutung, in einer sonst ausgeräumten Landschaft. Durch eine ausbleibende oder extensive Bewirtschaftung dieser Flächen haben sich wahre Naturjuwele in der Kulturlandschaft etabliert, die nicht nur für Flora und Fauna überlebenswichtig sind, sondern auch immens wichtige Beiträge für gesunde Böden, einen intakten Nährstoffkreislauf und den Wasserhaushalt leisten.

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Brachetypen, die je nach (ehemaliger) Nutzung unterteilt sind. Genau diese Vielfalt fungiert als  Multiplikator für eine artenreiche Landschaft.

Urzeitkrebse
"Urzeitkrebse" © W. Hödl
Der Kiebitz © K. Wessely
Das Schwarzkehlchen © K. Wessely