Arten

Das Waldreben-Fensterfleckchen

Waldreben-Fensterfleckchen ©H. Grabherr

Die Raupen des Waldreben-Fensterfleckchens fressen vor allem auf der Gemeinen Waldrebe und vermutlich auch auf anderen Arten der Gattung Clematis.

 
Die erwachsenen Falter ernähren sich von Nektar aus dem lokalen Wildblumenangebot.
 
Daher braucht das Fensterfleckchen sowohl „ungepflegte“ Gebüsche, Waldränder bzw. Windschutzgürtel, wo die Gemeine Waldrebe wachsen kann, als auch ein entsprechendes Blühangebot in der Nähe.
 
Beides findet sich im Tullnerfeld. Doch sowohl blühende Dämme oder Wegränder, als auch verwachsene Gebüsche fallen gern menschlichen Ordnungsvorstellungen zum Opfer und so werden sie leider weniger, die Eckchen für das Waldreben-Fensterfleckchen…
 

Rotschwänze

Haus und Garten sind der Traum vieler Tullnerfelder*innen. Das Tullnerfeld wiederum ist der Traum so mancher Garten- und Hausrotschwänze, zumindest kommen einige von ihnen jedes Frühjahr aus dem Süden wieder hierher.

Der Gartenrotschwanz ist der anspruchsvollere und seltenere der beiden Singvögel. Er bevorzugt eine abwechslungsreiche Landschaft mit alten Bäumen, Gebüschen und offenen Bereichen.

Ist der Hausrotschwanz schnell mal mit einem Fertigteiltraum zufrieden, von dessen Giebel er singen kann, wählt der Gartenrotschwanz sein Heim mit Bedacht, da er es gern ein bisschen wilder hat.

Natur ist mehr denn je von ihren Grundbesitzern abhängig, im Großen wie im Kleinen und so haben wir es selbst in der Hand: Englischer Rasen oder doch Rotschwanz im Garten…

 

 
Hausrotschwanz ©K. Wessely
Gartenrotschwanz ©B. Grabherr

Die Beutelmeise

Beutelmeise ©B. Grabherr

Beutelmeisen sind Feuchtgebietsspezialisten. Ein Lebensraum der im Tullnerfeld einst weit verbreitet war.

 
Sie bauen außergewöhnlich aussehende, beutelförmige Nester aus weichen Pappel-, Rohrkolben-, und anderen Samen, zumeist in Weidengebüschen.
In den letzten Jahren gelangen während der  Zugzeiten im Frühjahr und im Herbst, immer wieder Sichtungen dieser spannenden Art.  Die Vögel sind jedoch meist keine Tullnerfelder Häusel- bzw. Beutelbauer, sondern befinden sich offenbar nur auf der Durchreise.
 
Das war wohl nicht immer so, denn bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts prägten ausgedehnte, extensiv bewirtschaftete Feuchtwiesengebiete das südöstliche Tullnerfeld und boten den Beutelmeisen somit beste Brutbedingungen. Heutzutage bleibt durch den meist flüchtigen Besuch der Vögel nur mehr die Erinnerung an eine verlorene Landschaft…

Schimmernde Frühlingsboten

Goldregenpfeifer ©K. Wessely
Kiebitz ©K. Wessely

Schon ab Anfang Februar ist der Kiebitz- und Goldregenpfeiferzug voll im Gange!
So auch im Tullnerfeld, wo um diese Jahreszeit immer wieder große Kiebitztrupps von mehreren hundert Exemplaren gesehen
werden können und mit etwas Glück kann man auch die viel selteneren Goldregenpfeifer auf ihrem Weg nach Norden beobachten.


Im Gegensatz zu den Goldregenpfeifern, die hier ausschließlich als Zuggäste auftreten, ist so mancher Kiebitz nicht auf dem Durchzug, sondern kommt im Tullnerfeld an, denn die Art ist ein seltener Brutvogel der Region.


Kiebitze brüten am Boden und zwar hauptsächlich in offenen Landschaften, wie Wiesen und Weiden. Lebensräume, die einst im Tullnerfeld das prägende Landschaftsbild waren.


Kiebitzküken ©K. Wessely

Der Verlust dieser Habitate durch die Industrialisierung und Intensiverung der Landwirtschaft führte dazu, dass heutzutage nur mehr einige wenige Kiebitzbrutpaare auf Restflächen  im Tullnerfeld zu finden sind.


Teilweise mussten und müssen die verbliebenen Vögel für ihre Jungenaufzucht sogar auf Felder und Äcker ausweichen, wo es jedoch durch die regelmäßige Bewirtschaftung meist zu Totalausfällen der Brut kommt.
Zur Zeit der Jungenaufzucht im Frühjahr nutzt diese Art das reiche Nahrungsangebot an Sutten und Vernässungsflächen – Biotoptypen, die durch Trockenlegung weitgehend verschwunden sind.


Um die letzten Kiebitzpaare des Tullnerfeldes zu bewahren ist es daher von dringlicher Notwendigkeit, geeignete Flächen zu erhalten, kiebitzgerecht zu bewirtschaften und zu fördern.

Vögel im Tullnerfeld

Farbenfrohe Finken
Schimmernde Frühlingsboten
Die Beutelmeise
Rotschwänze
Glücksboten aus Afrika
Das Schwarzkehlchen

Vögel im Tullnerfeld

Farbenfrohe Finken
Schimmernde Frühlingsboten
Die Beutelmeise
Rotschwänze
Glücksboten aus Afrika
Der Raubwürger
Das Schwarzkehlchen
Der Steinschmätzer
Der Sumpfrohrsänger
Das Braunkehlchen

Farbenfrohe Finken

Bluthänflinge ©K. Wessely

Die Familie der Finken ist sehr artenreich und bis auf die Antarktis überall auf der Welt zu finden.

Buchfink, Grünling, Stieglitz, Girlitz, Bluthänfling und Co. sind auch im Tullnerfeld zu entdecken und besiedeln hier eine große Bandbreite an unterschiedlichen Lebensräumen.

Der Buchfink gilt als einer der häufigsten, an Waldgebiete und baumbestandene Habitate angepasste Brutvogel Mitteleuropas. Der weit verbreitete Stieglitz  (oder auch Distelfink) bewohnte ursprünglich lichte Wälder und Waldrandgebiete, so auch weitere charakteristische Kulturfolger, wie der Grünling (auch Grünfink genannt) und der Girlitz. Weniger Bäume, dafür möglichst offene Landschaften mit Strauchbestand bevorzugt wiederum der Bluthänfling.

Vogel des Jahres 2021 – Girlitz ©K. Wessely

Als sogenannten Kulturfolgern ist ihnen jedoch allen gemein, dass sich deren Lebensraumansprüche in der heutigen Kulturlandschaft hin zu unterschiedlichen ländlichen und auch städtischen Habitatstypen verändert haben, wo vielfältige, mosaikartige Biotope aufeinandertreffen.

Diese reichen von landwirtschaftlich genutzten Flächen, von mit Bäumen bestandenem Offenland und gebüschreichen Wiesen und Weiden, von Wäldchen, Feldgehölzen, Hecken, Windschutzstreifen, von Landschaften mit verkehrswegbegleitenden Allee- oder Einzelbäumen bis hin zum urbanen Siedlungsgebiet mit Grün- und Parkanlangen, baumbestandenen Friedhöfen, Gärten und Sportanlagen und gehölzreichen Brach- und Industrieflächen.

Grünling ©K. Wessely

Viele dieser Lebensräume sind im Tullnerfeld durch intensive Landwirtschaft und voranschreitende Bodenversiegelung minimiert, zerstört oder bedroht. Für unsere Finken sind sie jedoch überlebenswichtig. Einer von so vielen Gründen, warum wir unsere Natur bewahren und ihr unsere Stimme geben sollten.  

Der Maikäfer

Die Maikäfer zeigen sich in manchen Jahren in beeindruckender Menge. Nach mehrjähriger, unterirdischer Entwicklung führen sie ein kurzes, aber intensives Erwachsenenleben.

Massenflüge wie in Königstetten 2021 sind mittlerweile selten geworden. Umso beeindruckender ist auch das tiefe fast statische Brummen, dass die Luft abends erfüllt, gemeinsam mit dem Rascheln der Blätter, Beine und Flügel.

1927, also vor fast 100 Jahren wurde im Atzenbrugger Gemeinderat noch eine Bonusprämie für das Sammeln von Maikäfern beschlossen und zwar insgesamt 10 Groschen pro Kilogramm Insekten – das entspräche derzeit in etwa 40 Cent.

Heutzutage liest man nicht mehr von Maikäferprämien, dafür umso mehr von Insektensterben und Biodiversitätsverlust – so ändern sich die Zeiten…

Insekten im Tullnerfeld

Die Holzbiene ©K. Wessely

Die erfolgreichste Organismusgruppe unseres Planeten (ungefähr die Hälfte aller beschriebenen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten sind Insekten!) befindet sich in manchen Gebieten dieser Erde in großer Not.

So zum Beispiel in den landwirtschaftlich geprägten Flächen Mitteleuropas, wie sie auch im Tullnerfeld zu finden sind.

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und die Versiegelung unserer Naturräume und dem damit verbundenen Verlust von Lebensräumen, Nahrungsgrundlagen und Fortpflanzungsmöglichkeiten ist die Vielfalt dieser höchst spannenden Tiere am Schwinden.

Dies zeigte auch eine aufsehenerregende Studie aus dem Rheinland durch ehrenamtliche Biolog*innen aus dem Jahre 2017, deren langjährige Feldforschung einen dramatischen Rückgang von Fluginsekten belegte. Die Biomasse der Insekten ging hier binnen 27 Jahren um etwa drei Viertel zurück!

Geben wir der Natur eine Stimme – unsere Stimme – und ermöglichen den kommenden Generationen sich an Eintagsfliegen, Köcherfliegen, Libellen, Heuschrecken, Wanzen, Zikaden, Käfern, Ameisen, Bienen, Hummeln, Wespen, Fliegen, Mücken, Schmetterlingen – und nicht nur an Pokemons – zu erfreuen.

Maikäfer
Waldreben-Fensterfleckchen
Dolchwespe
Gehörnte Mauerbiene
Weinhähnchen
Wiener Nachtpfauenauge
Blauflügel-Prachtlibelle
Gebänderte Prachtlibelle

Der Waldmeister

Mitten in der zentralen Agrarlandschaft des Tullnerfeldes findet man hie und da, in einem Windschutzgürtel versteckt, einen Waldmeister – Galium odoratum.

Der Waldmeister ist eigentlich ein typischer Bewohner des Wienerwaldes. Die entfernt mit dem Kaffee verwandte Pflanze aus der Familie der Rötegewächse verströmt einen charakteristischen Duft. Verantwortlich dafür ist der Inhaltsstoff Cumarin, der unter anderem in Zimt oder der Tonkabohne vorkommt. Daher eignet sich Waldmeister in Maßen, denn Cumarin kann in größerer Menge gesundheitsschädlich wirken, auch zum aromatisieren von Süßspeisen beziehungsweise mehr oder weniger alkoholischer Getränke.

Wie kommt der Waldmeister aber in den Windschutzgürtel? Die kleinen Klettfrüchte können sich im Fell von Reh, Hase, Fuchs & Co verhaken und so weit verbreitet werden.