Autor: Nikolaus Filek

Glücksboten aus Afrika

Mehlschwalben ©K. Wessely

Um die 1000mal muss eine Mehlschwalbe kleine Lehmklümpchen holen, bis ihr napfförmiges Nest fertig ist.

Dieser große Aufwand wäre kein Problem für sie – aber eine „Gatschlackn“ zu finden, die 1-2 Wochen feucht bleibt (so lange dauert der Nestbau), wird immer schwieriger.

Die zunehmende Bodenversiegelung schadet auch den Schwalben.

Einfache Abhilfe könnte geschaffen werden indem günstig gelegene Pfützen (mit übersichtlichem Anflug als Schutz vor Fressfeinden), zumindest am Anfang der Brutzeit, dauerhaft feucht gehalten werden, um den Schwalben den Nestbau für die Jungen zu ermöglichen.

Das Schwarzkehlchen

© Klemens Wessely

Der kleine, adrette Vogel aus der Gattung der „Wiesenschmätzer“ brütet wieder im Tullnerfeld, gerne in offener Landschaft mit Brachflächen und Büschen. Von einer exponierten Stelle hält er Ausschau nach seiner Nahrung, nämlich Insekten und Spinnen.


Das Schwarzkehlchen ist in Österreich im Sommer zu beobachten, unter anderem auch im Tullnerfeld an den ÖBB-Ausgleichsflächen. Diese neuen Flächen, welche im Zuge der Errichtung der Westbahnstrecke geschaffen wurden, ermöglichten dem Schwarzkehlchen eine Rückkehr in seine alte Heimat, der verlorenen, extensiven Wiesen- und Ackerlandschaft.

Das Seifenkraut

©Helmut Grabherr

Das Seifenkraut (Saponaria officinalis) erhielt seinen Namen durch die in den Wurzeln enthaltenen Saponine, welche mancherorts bis ins 20. Jahrhundert für strahlend weiße Wäsche sorgten.

Die Blüten des Seifenkrauts sind weiß bis zartrosa. Sofern nicht gemäht wurde, findet man sie an Wegrändern, Dämmen oder auch in Siedlungen. Auf diesem Foto blüht das Seifenkraut auf dem Damm des Hauptgrabens im südöstlichen Tullnerfeld bei Zeiselmauer.

 
 

Die Traubenkirsche

©Helmut Grabherr

Die Traubenkirsche hat es gern feucht. Vor allem in Auwäldern blüht sie im April üppig und betört durch ihren Geruch nach Bittermandeln.

Zahlreiche Schmetterlingsraupen leben vom Laub der Bäume. Vögel fressen die Früchte, leben aber auch vom am Saft der Bäume saugenden Kleininsekten.

Nur für uns sind die Früchte mäßig empfehlenswert, die Samen enthalten nämlich einen Stoff, der sich in Verbindung mit Wasser zu Blausäure wandelt.
 

 
 
 

Das Schilf

©Helmut Grabherr

Das Schilf (Phragmites australis) gehört zu den Süßgräsern. Wenn altes Schilf nicht gemäht wird, bietet es begehrte Rast-, Ruhe- und Nistplätze für etliche angepasste Vogelarten.
 
Die Schilfpflanzen verlagern die Nährstoffe im Herbst in ihre unterirdischen Teile und treiben im Frühjahr neu aus. Doch die jungen Halme sind kein vollwertiger Ersatz für die hohen, dichten Altbestände.


 
 

Die Gartenprimel

©Helmut Grabherr
 
 

Wenn der Garten über auf den Gehsteig schwappt blühen Primeln am Gehsteig wie hier in Zeiselmauer. Sie gehören zur Familie der Primelgewächse und sind z.B. mit der genauso hübschen Schlüsselblume verwandt.
Die zarten Wurzeln lassen sich nicht von Asphalt und Beton aufhalten und die Pflanze erobert sogar solch lebensfeindliche Standorte.
Die Gartenprimel zählt zu den beliebtesten Kulturpflanzen und findet sich deshalb auch oft außerhalb von Gärten wieder, da ihre Samen nicht an der Grundstücksgrenze halt machen.

Die wilde Möhre

@ Gertraud Grabherr

Die wilde Möhre (Daucus carota) ist eine zweijährige Staude auf Wiesen, Ödflächen, Wegrändern, Steinbrüchen oder Bahnhofsarealen. Sie bevorzugt trockene, meist kalkreiche, steinige Böden. Die Vorfahrin der Gartenmöhre gehört zu den Doldengewächsen und bildet zwischen Juni und September große weiße Blütendolden aus und kann bis zu einem Meter hoch werden. 

Die wilde Möhre ist bei vielen Bestäubern sehr beliebt, aber vor allem Fliegen können ihr nicht widerstehen. Fliegen haben die Angewohnheit, am liebsten dort zu landen, wo bereits andere Fliegen sitzen. Um genau das vorzutäuschen, bildet sich in der Mitte dieser Dolden eine sogenannte „Mohrenblüte“. Das ist eine einzelne, lila bis schwarz gefärbte Blüte, die den Eindruck erweckt, dass die Doldenblüte bereits gut besucht ist.

 

Der Feld-Mannstreu

@Helmut Grabherr

Der dornige Feld-Mannstreu (Eryngium campestre) ist keine Distel, sondern näher mit Petersilie verwandt.

Besonders spannend ist seine Samenverbreitung. Als sogenannter „Steppenroller“ bricht die ausgetrocknete Pflanze im Spätsommer an der Basis ab und wird vom Wind über die Landschaft „gerollt“. Dabei werden die Samen verstreut.

Den wärmeliebenden Feldmannstreu finden wir häufig an Feldwegrändern, die nicht übertrieben gemäht werden, wie hier bei Königstetten.

Der Venus-Frauenspiegel

@Gertraud Grabherr

Wiedersehen macht Freude: 2005 beim Tag der Artenvielfalt in Königstetten gefunden, danach noch 3 Jahre vereinzelte Exemplare nachgewiesen und schließlich verschollen. 

Jetzt, 15 Jahre später, plötzlich prächtig in einem Blühstreifen: Venus-Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris), ein reizendes kleines Ackerbeikraut aus der Glockenblumenverwandtschaft. Offenbar haben die Samen im Boden überdauert und sind, nachdem der Blühstreifen vor Herbiziden verschont geblieben ist, nun wieder „erwacht“. 

Ein im wahrsten Wortsinn schönes Beispiel, wie leicht man Natur fördern kann. Man muss sie nur zulassen.

Die Zaunrübe

@Gertraud Grabherr

Die Zaunrübe (Bryonia dioica) und die Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea) haben eine bemerkenswerte Beziehung.

 Zaunrüben sind zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die kleine Wildbiene versorgt ihre Larve ausschließlich mit Pollen der männlichen Zaunrübenblüten, eine einzige Pflanze kann eine ganze Generation Zaunrüben-Sandbienen verköstigen. Den Nektar für ihre eigene Nahrung sammeln sie aus männlichen und weiblichen Blüten. 

Wenn die Zaunrübe, die mit ihren Kletterranken nicht nur in Hecken und Auen, sondern eben auch an Zäunen oder in Gärten wächst, als „Unkraut“ gedankenlos gejätet wird, bringt das also auch „ihre“ Biene um ihre Zukunft.